überLeben im Mittelalter

überLEBEN im MITTELALTER

Den Anstoß für dieses Projekt lieferte die Covid-19 Pandemie. Plötzlich sahen wir uns mit einem „fernen Spiegel“ konfrontiert, die Pandemie verwies uns auf das Ringen der Menschen mit der Pest im Mittelalter. Covid-19 lenkte den Blick auf die nähere Umgebung. Die ersten Exkursionen nach den Lockerungen führten uns zu den kulturellen Schätzen in der Umgebung.

Wir erforschten den BURGBAU in FRIESACH mit Carmen Heller von Wortkultur und beschäftigten uns mit der Handwerkskunst im Mittelalter. Erasmus+ ermöglichte eine Reise zum Burgbauprojekt GUÉDELON in Frankreich. Der Türmer von Klagenfurt, Horst Ragusch, erklomm mit uns die BURG HOCHOSTERWITZ, was viele Möglichkeiten eröffnete, sich mit der Geschichte des Landes zur Zeit der Ritter und Burgen auseinanderzusetzen. Einzelne Klassen besuchten die Ausstellung zur Geschichte der Seuchen im Stift. St. Paul. In einem Kräuterworkshop wurde der Fokus auf das überlieferte Wissen der Hildegard von Bingen gelegt. Der Mediävist Sebastian Hölbling unterstützte das Kollegium in Workshops mit seinem historischen Wissen.

Im Rahmen des Projektunterrichts konnte das Thema „Frauen im Mittelalter“ anhand des Films „The Last Duel“ weiter ergründet werden. Uns interessierten die Beziehungen zwischen den Menschen in dieser Zeit. Wir hinterfragten, wie sich die Herrschaftsverhältnisse auf die Gesellschaft auswirkten, was Recht war, was ausgehandelt werden musste, wie sich Rollenbilder von Mann und Frau darstellten, welchen Einfluss die Kirche auf das Leben der Menschen hatte und wie es sich anfühlte in der mittelalterlichen Gesellschaft vom Kind zum Erwachsenen heranzureifen. Was war Mode, was wurde gegessen und wie wurde gefeiert? Wer wurde als Außenseiter betrachtet und welches Schicksal war damit verbunden?

Überleben im Mittelalter bedeutete nicht nur, die vielen militärischen Übergriffe und Auseinandersetzungen zu überleben, es hieß vor allem Kindstod, Krankheiten, Hungersnöten und der Pest die Stirn zu bieten. Für die unteren Schichten bestand die Herausforderung darin, unmenschlichen Arbeitsbedingungen über Jahrzehnte hinweg zu trotzen.  Die Schulgemeinschaft der WI’MO hat sich auf das Unterfangen eingelassen, sich in diese Zeitepoche zu vertiefen und sich damit den historischen Spiegel vorzuhalten. Das waren wir, daraus haben sich unsere Kultur und unser europäisches Verständnis entwickelt.

Die Irrationalität des Krieges in der Ukraine wirft uns auf existentielle Fragen zurück. Die wichtigste Frage ist: Welche Werte gilt es zu verteidigen? Wir sind davon überzeugt, dass wir mit diesem fächerübergreifenden Schulprojekt, mit dem Blick auf das Gestern, auch Fragen zum Heute und zu unserer Zukunft anschneiden. Der Blick auf das Mittelalter schärft unser Bewusstsein für das Erreichte, er zeigt auf, dass die Jugend die positiven, friedensstiftenden Entwicklungen Europas unterstützen will und wird.

Im Rahmen unserer Projektpräsentation im Landhaus („Grüner Saal“) am 12. 5. 2022, war es den SchülerInnen der WI’MO eine große Freude ihre Beiträge einem interessierten Publikum vorzustellen. Unter den Gästen befand sich in Vertretung von Landtagspräsident Reinhart Rohr der 2. Landtagspräsident Jakob Strauss sowie Kulturstadtrat Mag. Franz Petritz, PH-Direktorin Marlies Krainz-Dürr, Univ. Prof. Dr. Peter Gstettner, Dr. Nadja Danglmaier vom Erinnerungsbeirat der Stadt Klagenfurt, Horst Ragusch, Türmer von Klagenfurt, Michael Ressmann vom Elternverein der WI’MO sowie viele Eltern und interessierte BesucherInnen. Die SchülerInnen präsentierten zu den Themen:

ESSEN UND FESTE

KLEIDUNG UND MODE

BURGEN UND RITTER

KÄRNTEN BURGENREICH

BERUFE UND HANDWERK

FRAUEN UND MÄNNER

MINNESANG

KINDHEIT

AUSSENSEITER

GESUNDHEIT UND HYGIENE

TOD IM MITTELALTER und DER SCHWARZE TOD

DIE PEST UND COVID-19

KLÖSTER IM MITTELALTER

BENEDIKTUS VON NURSIA

FRANZ VON ASSISI

HILDEGARD VON BINGEN

HEMMA VON GURK

STÄDTE UND UNIVERSITÄTEN

MUSIK UND SPIELE

LEGENDEN UND SAGEN

BUCHFÜHRUNG

MAGISCHE QUADRATE

DIE GOLDENE SPIRALE

KÄRNTEN IM MITTELALTER

KLAGENFURT IM MITTELALTER

KRÄUTERHEILKUNDE

Im Anschluss zur Präsentation formierte sich das Publikum hinter einer Trommlergruppe der Musikschule und zog durch die Stadt zur WI’MO, wo sie bereits von Bürgermeister Christian Scheider, FV Heidi Cas-Brunner, KollegInnen und SchülerInnen erwartet wurden. Jeder Gast bekam bei seiner Ankunft einen Holzlöffel, um sich gastronomisch ins Mittelalter zeitversetzt zu fühlen. Ein wunderschön gedeckter Tisch erstreckte sich auf der Wiese vor dem Schulgebäude, reich geschmückt mit Wiesenblumen und Gräsern. Wohlfeil serviert wurde auf übergroßen Holztableaus, wie wir sie von Pieter Brueghels Bild „Die Bauernhochzeit“ kennen. Die Gäste erfreuten sich an Erbsen- Linsen- Bohnen- und Rollgerstensuppe, gebratenen Hühnern und Schweinsbraten begleitet von Kraut, Käsesaucen und Kren. Zum Dessert wurden Beerenfrüchte, Apfel und Dinkelkuchen verzehrt. Das beliebteste Give-Away waren 100 kg köstlich frisch gebackenes Brot, die in duftenden 1kg Laiben als Präsente zur Mitnahme nach dem Fest bereitstanden. Mittelalterliche Tischmusik untermalte das fröhliche Festessen. Landtagspräsident Strauss und Bürgermeister Christian Scheider hielten kurze Festreden und gratulierten zum Projekt. Einige Gäste wurden gebeten, zu mittelalterlichen Sprüchen Vermutungen aufzustellen und sie der festlichen Gesellschaft mitzuteilen. SchülerInnen der WI’MO erläuterten im Anschluss die Bedeutung der Sprüche. Chiara Wegscheider präsentierte mit ihrer Gruppe „Greensleeves“ musikalisch Alt und Neu, einmal als englisches Volkslied, dann als Rock- und Popmedley. Die wunderbare Gesellschaft und die Freude über das gelungene Projekt vermischten sich an diesem lauen Abend sehr harmonisch. Herzlichen Dank an die „Hauswirtschaftliche Abteilung“ für das gelungene Festmahl. Herzlichen Dank an unsere Sponsoren Plattform Politische Bildung, Stadt Klagenfurt und Elternverein und der WI’MO.

Es freut uns sehr, dass die Ausstellung überLEBEN im Mittelalter nach der Vernissage so zahlreich von MS-Klassen (MS St. Peter und MS Wölfnitz) und Volksschulklassen (Volksschule 1 am Kreuzbergl und Körner Schule Volksschule 9) der Klagenfurter Schulen besucht wurde. Die WI’MO SchülerInnen des 2. Jahrgangs haben als Guides die Gäste durch die Ausstellung geführt. Das Feedback der Jugendlichen hat gezeigt, dass es uns mit der Ausstellung gelungen ist einen lebendigen Beitrag zum Geschichtswissen und Geschichtsverständnis der Klagenfurter Jugend zu leisten.

SchülerInnen und LehrerInnen des Mittelalter-Projektteams 

Ilse Geson-Gombos für Ausstellung und Projektpräsentation im Landhaus

Heidi Cas-Brunner für Fotografie und mittelalterliches Gastmahl an der WI’MO