Leben in der Gemeinde
Wer wohnt in der Gemeinde?
Grundsätzlich kann zwischen Hauptwohnsitz und Wohnsitz (auch Nebenwohnsitz oder Zweitwohnsitz genannt) unterschieden werden. Der Hauptwohnsitz ist jener Ort der Unterkunft, der als „Mittelpunkt der Lebensbeziehungen“ gilt. Bestimmende Kriterien hierfür sind die Aufenthaltsdauer, die Lage des Arbeitsplatzes oder der Ausbildungsstätte und der Wohnsitz der Familienangehörigen (insbesondere von Kindern). Wenn diese Kriterien auf mehrere Wohnsitze zutreffen, ist der Hauptwohnsitz jener Ort (Wohnsitz), zu dem das größte Naheverhältnis besteht, z.B. wo die Kinder wohnen oder wo man die Schule besucht. Eine Person kann mehrere (Neben-)Wohnsitze haben, aber nur einen Hauptwohnsitz.[1] Die An- und Abmeldung eines Wohnsitzes erfolgt in der Gemeinde. Personen mit einem (Neben-)Wohnsitz werden in der Einwohnerstatistik gesondert ausgewiesen. Insbesondere Tourismusgemeinden können eine höhere Anzahl an Nebenwohnsitzen aufweisen, weil beispielsweise Touristinnen und Touristen mehrere Wochen im Jahr den Urlaub in der Gemeinde verbringen, immer wieder kommen und einen (Neben-)Wohnsitz in der Gemeinde errichten.
Die Zuweisung der Finanzmittel aus dem Steuerausgleich und der Gehalt der Bürgermeisterin/des Bürgermeisters sind jedoch an die Zahl der Personen gebunden, die mit Hauptwohnsitz in der Gemeinde gemeldet sind. Einige Gemeinden versuchen daher, Studierende, die an einem anderen Ort studieren, mit Hauptwohnsitz in der Gemeinde zu halten und zahlen ihnen dafür pro Semester eine Prämie (z.B. St. Andrä im Lavanttal, Bad Kleinkirchheim oder Steuerberg).[2]
Verschiedene Nationalitäten leben zusammen
Anfang des Jahres 2017 lebten 141 verschiedene Nationalitäten in Kärnten. Es gibt Gemeinden, in denen sehr viele ausländische Staatsangehörige leben, wie in den Städten Villach (17,7 %) und Klagenfurt (15,7 %). Auch einige Tourismusgemeinden, wie beispielsweise Velden (12,4 %) und Pörtschach (12,1 %), weisen höhere Ausländeranteile auf. Die niedrigsten Ausländeranteile in Kärnten haben die Gemeinden Stall (1,7 %), Trebesing (2,5 %) und Krems in Kärnten (2,6 %).[3]
Zukünftiges Zusammenleben
Österreichs Städte sowie Gemeinden wachsen dank Landflucht und Zuwanderung aus dem Ausland. Vor allem jüngere Menschen bis etwa zum 40. Lebensjahr ziehen aufgrund der besseren Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten vom Land in die Stadt. [4]
Zuwanderung:
Menschen kommen aus unterschiedlichsten Motiven nach Österreich. Viele sind auf der Suche nach Arbeit, nach Schutz vor Verfolgung oder Krieg, andere kommen aus persönlichen und familiären Motiven oder zu Ausbildungszwecken. Nicht alle Zuwanderinnen und Zuwanderer bleiben für immer in Österreich. Viele ziehen weiter in ein anderes Land oder kehren wieder in ihr Herkunftsland zurück.[5]
Diversität der Wohnbevölkerung:
Die Vielfalt der Menschen, ihre Lebensweisen, Fähigkeiten oder auch sozialen und kulturellen Hintergründe prägen das heutige Bild vieler Städte und Gemeinden.[6] Um das gute Zusammenleben zwischen den Einwohnerinnen und Einwohnern zu gestalten, sollte ein Integrationsleitbild partizipativ erarbeitet werden. Inhalte dafür könnten sein:
- Gemeinsam Regel für das Zusammenleben erarbeiten
- Menschen beim Deutschlernen unterstützen und bei sprachlichen Problemen im Alltag helfen
- Zuwanderinnen und Zuwanderer in Vereine einbinden
- Gemeinsame Interessen in den Vordergrund stellen, z.B. Sport, Musik, Hobbies etc.
- Öffentlichen Raum für interkulturelle Begegnung schaffen
- Verschiedenheit auch in Unternehmen, Schulen und Institutionen sichtbar machen[7]
Wegweiser für ein gutes Zusammenleben
Wie überall, wo Menschen zusammenleben, sind Rücksichtnahme und Verständnis im Umgang miteinander sehr wichtig. So gelten bestimmte Regeln, die ein gutes Minteinanderauskommen unter den Menschen ermöglichen.[8] Zu diesen Verhaltensregeln zählen u.a.:
- Sich begrüßen und verabschieden und einander dabei die Hand geben;
- Anderen Menschen zuhören, andere Meinungen respektieren;
- Blickkontakt aufnehmen, wenn man in einem Gespräch ist;
- Freundlich zueinander sein;
- Andere Menschen ausreden lassen;
- Sich gegenseitig helfen und Rücksicht auf die Schwächeren nehmen, indem man sie schützt;
- Wörter wie „Bitte“ und „Danke“ sollten selbstverständlich sein;
- Höflich und respektvoll miteinander umgehen;
- Sich gegenüber anderen so verhalten, wie man es für sich selbst gerne hätte;
- Keine bösen Wörter verwenden und Streit vermeiden;
- Ehrlich sein und keine Lügen erzählen;
- Alle Menschen sind gleich, ganz egal, welche Hautfarbe, Herkunft oder Religion jemand hat; in einer Gemeinschaft ist jeder gleich wichtig;
- Rücksichtnahme im Straßenverkehr, z.B. ist der dafür vorgesehene Radweg zu benützen, wenn man mit dem Rad unterwegs ist;
- Sich gesund ernähren und Sport betreiben;
- Rücksicht auf Tiere nehmen und ihnen nicht weh tun;
- Den Müll zu trennen und ihn nicht auf die Straße werfen.
Ein gutes Zusammenleben funktioniert jedoch nur dann, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen.
Schwerpunkte der Gemeinden
Jede Gemeinde in Österreich hat ihren eigenen individuellen Schwerpunkt. Viele Gemeinden haben sich beispielsweise dafür entschlossen, „Seniorenfreundliche Gemeinde“ zu werden. Sie wollen die Gemeinde möglichst seniorenfreundlich gestalten und entsprechende Angebote für die Freizeit als auch für die eventuell notwendige Betreuung und Unterstützung schaffen. Grund dafür ist, dass die Gemeinden für das Wohlbefinden der älteren Menschen eine zentrale Rolle spielen, da sie das unmittelbare Lebensumfeld darstellen.[9] Weiters haben sich viele Gemeinden dazu entschlossen, eine „Gesunde Gemeinde“ zu werden. Eine der wichtigsten Aufgaben der Gemeinde ist es nämlich, optimale Rahmenbedingungen für die Erhaltung, Verbesserung und Förderung der Gesundheit bei der Bevölkerung zu schaffen.[10] Ein anderer Schwerpunkt wäre der effiziente Umgang mit Energie und somit gibt es auch einige „Energieeffiziente Gemeinden“. Sie tragen einen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Entwicklung unserer Gesellschaft bei.[11]
Kooperation zwischen Schulen und Gemeinden
Die Schule ist Teil einer Gemeinde und in vielfältiger Weise mit der Gemeinde verbunden. Eine Gemeinde besteht nämlich nicht nur aus dem Gemeindeamt mit Bürgermeisterin/Bürgermeister, sondern umfasst auch alle handelnden Organisationen wie Firmen, Handwerksbetriebe und öffentliche Einrichtungen wie Feuerwehr, Kindergarten, Vereine usw. Darunter gilt die Schule als eine der wichtigsten Einrichtungen zur Vorbereitung junger Menschen auf ein produktives Leben. Die meisten Gemeinden in Österreich sind Standorte einer oder sogar mehreren Schulen. Sie erbringen wesentliche Dienstleistungen für die Schulen, wie z.B. Schulerhaltung, Verkehrsplanung, Grünraumgestaltung etc. Umgekehrt leisten auch die Schulen wesentliche Beiträge zur Gemeindeentwicklung, wie z.B. durch ihre Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen, durch Impulse für Sport und Freizeit, durch Flurreinigung im Ort oder durch die Einbindung von Aspekten des Gemeindelebens in den Unterricht. Solche Kooperationen leisten einen wirksamen Beitrag zum Lernen der Schülerinnen und Schüler und unterstützen die Schul- und Gemeindeentwicklung.[12]
Siegel und Wappen
Jede Gemeinde hat ein Siegel zu führen, welches die Bezeichnung (Gemeinde, Marktgemeinde, Stadt), den Namen und das Wappen der Gemeinde enthält.[13] Das Wappen ist einfärbig im Siegel zu führen und beinhaltet die Geschichte oder Besonderheit der Gemeinde. Weiters muss es sich vom Wappen einer anderen Gebietskörperschaft so unterscheiden, dass eine Verwechslung ausgeschlossen ist.[14]
Wie kann ich mich einbringen und am Gemeindeleben beteiligen?
Jeder hat die Möglichkeit, sich bei seiner jeweiligen Gemeinde einzubringen und sich aktiv bei ihrer Gestaltung zu beteiligen.[15] Ein gutes Gemeindeleben hat nämlich mit den Menschen zu tun, die in der Gemeinde zuhause sind. Sie übernehmen Aufgaben, die der gesamten Gesellschaft dienen. Diese Aufgaben erfüllen sie hauptberuflich oder Personen arbeiten ehrenamtlich neben ihren beruflichen Verpflichtungen. Es sind Leute, die sich in Vereinen engagieren, Freiwilligenarbeit leisten, sich gegenseitig unterstützen und auch zur Gemeindeversammlung kommen und dort mitdenken, mitdiskutieren und abstimmen. Sie engagieren sich dort, wo sie am besten ihre eigenen Fähigkeiten einbringen können und wofür sie am ehesten Zeit haben. Voraussetzung für ein Engagement in der eigenen Gemeinde ist die Bereitschaft, Verantwortung für eine Aufgabe zu übernehmen. Zudem sollte man auch Freude am Dialog und am Miteinander haben sowie soziale Kompetenzen mitbringen.[16]
Ich bringe mich ein, …
- damit ich weiß, was in meinem Heimatort passiert.
- damit meine Interessen berücksichtigt werden.
- weil ich Verantwortung für meine Gemeinde oder Stadt übernehmen möchte.
- weil wir nur gemeinsam unser Lebensumfeld und unsere Zukunft für alle gut gestalten können.[17]
Außerdem sind Gemeinden bei der Bereitstellung diverser Infrastrukturen vom freiwilligen Engagement ihrer Bürgerinnen und Bürger abhängig, sei es beispielsweise im Rettungs- und Sanitätsdienst, in der Feuerwehr, in der Flüchtlingsbetreuung oder in der Katastrophenhilfe. Dies sind nur einige Beispiele dafür. Ohne die Mithilfe von freiwilligen Helferinnen und Helfern wären derartige Leistungen schwer finanzierbar. Freiwillige Bereitschaft bedeutet mehr Lebensqualität in der Gemeinde und trägt darüber hinaus zu einem funktionierenden Miteinander sowie zu einer gestärkten Bindung an den Heimatort bei.[18]
- Vereinsleben: Vereine sind ein wichtiger Bestandteil des Lebens in einer Gemeinde und tragen zu einer lebendigen Gemeinschaft bei. Ein vielseitiges Vereinsleben schweißt die Gemeinde zusammen, fördert das Miteinander und macht viele Menschen stolz. Mit ihrer Tätigkeit leisten sie einen wertvollen Beitrag in den Bereichen Kultur, Sport und Sozialarbeit.[19] Diese Aktivitäten fördert die Gemeinde durch viele Maßnahmen, wie beispielsweise kostenlose Benutzung der Gemeinderäumlichkeiten, Hilfestellung bei der Veranstaltungskoordination, Übernahme der Druckkosten u.v.m. Im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten unterstützt die Gemeinde auch durch die Vergabe von Subventionen.[20]
- Jugendtreff: Viele Gemeinden bieten einen Jugendtreff an. Dort können sich Jugendliche treffen, kommunizieren und an Workshops teilnehmen. Neben der Gelegenheit, sich zu unterhalten, können Jugendliche mit Freunden ihre Freizeit gestalten und z.B. Dart, Billard, Tischtennis sowie verschiedene Brettspiele spielen. Außerdem haben sie die Möglichkeit, sich nach einem anstrengenden Tag zu treffen, um gemütlich Musik zu hören oder einfach vor dem Fernseher zu relaxen. Auch kreative Aktivitäten und Ausflüge werden oft geboten, genauso wie zum Teil auch Proberäume für Bands oder Theateraufführungen. Außerdem gibt es Hilfestellung bei der Lösung und Bewältigung von Problemen oder Konflikten.[21]
- Feuerwehr: Wenn Menschenleben, Tiere oder Sachgüter in Gefahr sind, leistet die Feuerwehr in kürzester Zeit professionelle Hilfe. In der Regel gehen die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr einem Beruf nach und somit erweisen sie bei einem Einsatz einen unentgeltlichen Dienst. Eine Freiwillige Feuerwehr lebt vor allem von der Einsatzbereitschaft und dem Engagement ihrer Mitglieder und ist ständig auf Neuzugänge (Jugendfeuerwehr) angewiesen, um ihren Aufgaben weiterhin gerecht zu werden.[22]
- Rotes Kreuz: Neben dem Rettungs- und Krankentransport bietet das Rote Kreuz Ambulanz- und Blutspendedienste, Besuchs- und Begleitdienste, Ausbildungen, Vorträge und Erste-Hilfe-Kurse an. Wer also auf der Suche nach einer spannenden und abwechslungsreichen ehrenamtlichen Tätigkeit ist, kann beim Roten Kreuz bestens aufgehoben sein. Darüber hinaus ist eine direkte Berufsausbildung beim Roten Kreuz ebenfalls möglich.[23]
- Rettungsdienste, Sportvereine, Faschingsgilden und viele weitere Arten von Vereinen finden sich meist auf der Homepage der Gemeinde. Die Gemeinden bieten nämlich ein sehr breites und vielseitiges Spektrum an Vereinsangeboten an, das von Gemeinde zu Gemeinde verschieden ist.[24]
Welche weiteren Möglichkeiten der Mitgestaltung habe ich?
Aktive Bürgerbeteiligung und direkte Mitsprache wie auch Mitbestimmung sind Ausdruck einer lebendigen Demokratie. Wenn Bürgerinnen und Bürger aktiv werden, dann tun sie dies, um sich für oder gegen etwas einzusetzen, was das Gemeinwesen betrifft.[25] Es ist wichtig, sich heute schon Gedanken zu machen, wie sich die eigene Gemeinde oder Stadt entwickeln wird. Deshalb ergibt sich auch die Frage: Was werden die nächsten Generationen brauchen, damit dieser Ort für sie Heimat sein kann?[26] Generell kann medial als auch politisch in der Gemeinde mitgewirkt werden.
Mediale Mitgestaltung:
Mittels einer Gemeindewebseite bietet man den Bürgerinnen und Bürgern durch das Einbringen von Ideen und Anregungen, die Möglichkeit, die Zukunft der Gemeinde mitzugestalten. Weiters schafft man für die Bürgerinnen und Bürger neue Wege, um Informationen abzurufen, sich mit der Gemeinde auszutauschen und kann so auch die jüngere Generation erreichen. Durch diese Interaktionsmöglichkeit können rasch Informationen verbreitet und eine stärkere Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern aufgebaut werden.[27]
Zudem kann auch bei der Gestaltung der Gemeindezeitung mitgeholfen werden, indem man sich mit Nachrichten, Tipps und Meinungen beteiligt. Die Gemeindezeitung ist das Kommunikationsinstrument zwischen der Gemeinde und der Bevölkerung. Sie ist auch eine Visitenkarte einer erfolgreichen Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde.[28]
Politische Mitgestaltung:
Grundsätzlich kann man zwischen freiwilligen Mitbestimmungsmöglichkeiten und verpflichtenden Mitbestimmungsmöglichkeiten unterscheiden. Zu den verpflichtenden Mitbestimmungsmöglichkeiten zählt u.a. die Gemeinderatsitzung.
Zu den freiwilligen Möglichkeiten der Mitbestimmung zählt beispielsweise der Jugendgemeinderat, wie es ihn in vielen österreichischen Gemeinden und Städten (Internet: Villach-Jugend) gibt. Dieser vertritt die Interessen und Anliegen der Jugendlichen gegenüber der Gemeinde oder Stadt.[29] Der Jugendgemeinderat bietet jungen Menschen einen Einstieg in die Politik, ohne Parteibindung.[30] Er wird in Entscheidungen, die die Jugendlichen betreffen, einbezogen und vertritt Projekte, Vorschläge und Ideen der Jugendlichen gegenüber der Gemeinde oder Stadt und setzt diese um.[31] Idealerweise hat der Jugendgemeinderat Anspruch auf ein Rede- und Antragsrecht im Gemeinderat sowie Geldmittel für Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen und sonstige Projekte. Dem Jugendgemeinderat ist es ein großes Anliegen, die Gemeinde oder Stadt für Jugendliche attraktiver zu gestalten. Hierzu gehören beispielsweise die Gestaltung und Einrichtung von Spiel- und Sportplätzen, Rad- und Verkehrswegeplanung, die Umgestaltung von Schulhöfen, Skateanlagen, der Öffentliche Personennahverkehr, insbesondere Nachtbusse und Tarife, die Gestaltung und Erhaltung von Jugendhäusern, politische und unpolitische Veranstaltungen, Umweltaktionen, Bandcontests und vieles mehr.[32]
In den Gemeinderatsitzungen wird das politische Geschehen der Gemeinde oder Stadt bestimmt. Sie sind grundsätzlich öffentlich. Dies bedeutet, dass die Bürgerinnen und Bürger an den Sitzungen teilnehmen können, aber weder Mitsprache- noch Stimmrecht haben. Im nicht öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung werden Themen behandelt, die aus Gründen der Amtsverschwiegenheit oder des Steuergeheimnisses nicht publik gemacht werden dürfen.[33]
Bürgerinnen und Bürger können auch in Form von Bürgerräten in die Gemeinde eingebunden werden. Sie werden per Los aus dem zentralen Melderegister der Gemeinde oder Stadt gewählt und sollen sich dann zum jeweiligen Thema Gedanken machen sowie gemeinsam Vorschläge entwickeln. Somit können alle Bevölkerungsgruppen ihre Ideen einbringen.[34]
Eine weitere wichtige Möglichkeit der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde stellt die Bürgerversammlung dar. Sie dient zur Information und Diskussion kommunaler Angelegenheiten. [35]
Außerdem können parlamentarische Bürgerinitiativen gegründet werden, um Einfluss auf die öffentliche Meinung zu nehmen und gemeinsam Interessen zu vertreten. Dafür ist allerdings die Unterstützung von 500 österreichischen, wahlberechtigten Staatsbürgerinnen und -bürgern notwendig. Neben der parlamentarischen Bürgerinitiative gibt es noch die Möglichkeit einer Petition, bei der lediglich die Unterstützung einer/eines Nationalratsabgeordneten notwendig ist.[36]
Festbräuche und ihre Traditionen
Bräuche sind ein wichtiger Bestandteil im Leben der Menschen, wo die Gemeinsamkeit im Mittelpunkt steht. Sie vermitteln das Gefühl von Heimat und Verbundenheit.[37] Außerdem schaffen sie eine gemeinsame Identität und stärken die Gemeinschaft. Bräuche sind historisch gewachsen und bilden eine wichtige Basis unseres gesellschaftlichen Lebens.[38] Sie begleiten durch das ganze Jahr und geben einen Rhythmus vor, der Sicherheit bieten kann. Da sie ständig „gebraucht“ werden, geben sie dem Wort „Brauchtum“ seinen Sinn.[39] Die Elemente des Brauchtums stammen oft von mehreren Völkern, Kulturen und Religionen.[40] Besondere Bedeutung hat in manchen Gemeinden und Städten der Namenstag des Schutzpatrons der Kirche. An diesem Tag wird oft ein Kir(ch)tag oder Kirmes gefeiert. Nachfolgend findet sich ein kleiner Auszug aus dem österreichischen Brauchtumskalender, der auch religiöse Feiertage enthält:
- Adventbeginn: Dieser läutet die circa 4-wöchige Adventszeit ein, zu der Bräuche wie Adventkranz, Adventsingen und Christbaumtauchen gehören. Bis zum 24. Dezember wird jeden Sonntag eine der vier Kerzen des Adventkranzes angezündet. Außerdem vertreiben sich die Kinder die Wartezeit auf das Christkind mit dem Adventkalender. Er hat 24 Türchen und jeden Tag wird ein Türchen geöffnet, hinter dem sich eine kleine Nascherei versteckt.[41]
- Nikolaus- und Krampustag: Bischof Nikolaus kommt mit seinem Begleiter, dem Krampus, zu den Kindern nachhause und bringt ihnen, wenn sie brav waren, kleine Geschenke wie Orangen, Nüsse, Lebkuchen oder Schokolade.
- Weihnachten: Dieses Fest wird meist im Kreis der Familie gefeiert. Man geht beispielsweise gemeinsam in die Christmette, isst zusammen und beschenkt sich gegenseitig.
- Silvester: Der Jahreswechsel wird meist mit Freunden oder Familie gefeiert. Im ganzen Land finden zahlreiche Silvesterpartys statt, die dazu einladen, mit Feuerwerken das neue Jahr zu begrüßen. Man beschenkt sich zudem mit Glücksbringern wie Hufeisen, Rauchfangkehrern, Glücksschweinen oder Kleeblättern.
- Valentinstag: Jedes Jahr am 14. Februar findet der Valentinstag statt. An diesem Tag beschenken sich einander liebende Menschen.
- Fasching: Bei etlichen Umzügen und Veranstaltungen hat man die Möglichkeit, das närrische Treiben mit vielen Maskierten zu bewundern, sich selbst zu verkleiden und den Fasching zu feiern.
- Fastenzeit: Nach dem bunten Treiben des Faschings wird mit dem Aschermittwoch die 40-tägige Fastenzeit bis Ostern begonnen. Hierbei verzichten viele gläubige Christen auf bestimmte Lebensmittel, wie Alkohol und Süßigkeiten oder auf Gewohnheiten, wie zum Beispiel Auto fahren.[42]
- Ostern: Zu Ostern feiern Christen die Wiederauferstehung von Jesus Christus. Bereits vor der Christianisierung wurde das zunehmende Licht im Frühling, die wiederkehrende Fruchtbarkeit, das Erwachen der Natur und der Neubeginn gefeiert. Zu den weit verbreiteten Bräuchen zu Ostern gehört das Verstecken und Verschenken von Ostereiern sowie das Osterfeuer und die Osterjause in der Familie.[43]
- Muttertag: Am zweiten Sonntag im Mai ist Muttertag, an dem die Töchter und Söhne ihre Mütter besuchen. Es ist üblich, kleine Geschenke wie Blumen, Süßigkeiten oder Gedichte mitzubringen.
- Vatertag: Am zweiten Sonntag im Juni wird der Vatertag gefeiert, an dem ebenfalls die Töchter und Söhne ihre Väter besuchen und kleine Geschenke mitbringen.
- Pfingsten: Zu Pfingsten gibt es neben den kirchlichen Feierlichkeiten auch die Tradition des Pfingstbuschens oder des Pfingstfeuers. Weiters ist Pfingsten ein sehr beliebtes Reisedatum aufgrund des meist schönen Wetters und des gesetzlichen Feiertages, dem Pfingstmontag. Jedoch haben sich im Zusammenhang mit dem Pfingstfest verhältnismäßig wenige Bräuche entwickelt.
- Schulanfang: Am zweiten Montag im September beginnt in Österreich das Schuljahr. Erstklässler werden an ihrem ersten Schultag in der Volksschule mit einer Schultüte, die mit Süßigkeiten, Mal- oder Spielsachen gefüllt ist, von ihren Eltern oder Taufpaten beschenkt.
- Allerheiligen: Dies ist ein Tag des Totengedenkens, an dem verstorbene Verwandte oder Freunde besucht werden.
- Faschingsbeginn: Am 11.11. um 11:11 Uhr beginnt die Faschingszeit, welche meist mit dem Verzehr von Krapfen begangen wird.[44]
- Perchtenlauf: In der Zeit der Perchtenläufe bewegen sich als furchterregende Gestalten verkleidete Männer und Frauen durch die Straßen. Die Perchten sollen die Geister des Winters erschrecken und austreiben.[45]
Zusätzlich finden unter dem Jahr zahlreiche Märkte, Kirchtage oder Feuerwehrfeste in den Gemeinden statt.
Diese Traditionen werden aktiv gepflegt und gelebt. Sie sorgen jedes Jahr für ganz besondere Eindrücke und Erlebnisse.[46]
Der Staatsfeiertag und der Nationalfeiertag spielen eine wichtige Rolle in Österreich und werden nachfolgend noch näher erläutert.
- Staatsfeiertag: Der 1. Mai wird als Tag der Arbeit und Tag der Arbeiterbewegung bezeichnet. Als Symbol für Leben und Kraft wird auf Dorfplätzen am Vorabend des 1. Mai im Rahmen eines Festes ein Maibaum aufgestellt. Der Maitanz, das Stehlen des Maibaums, das Maibaumkraxeln und die Maibaumumzüge haben an diesem Tag Tradition.
- Nationalfeiertag: An diesem Tag feiert Österreich seine immerwährende Neutralität und den Abzug der letzten Truppen der Besatzungsmächte.
Quellenverzeichnis:
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