Politische Bildung ist in Österreich seit 1978 Unterrichtsprinzip. Dieses sieht in allen Schultypen, Schulstufen und Unterrichtsgegenständen die Vermittlung von Inhalten des politischen Systems, Grundlagen unserer Demokratie und die Auseinandersetzung mit aktuellen Ereignissen vor. Ergänzend dazu ist Politische Bildung als selbstständiger Unterrichtsgegenstand oder als Kombinations- bzw. Flächenfach in den Lehrplänen verankert, ab Herbst 2016 auch in Form von Pflichtmodulen in der Unterstufe der Allgemein bildenden höheren Schulen (AHS) bzw. an den Neuen Mittelschulen (NMS).

Grundlage für diese fächer- und altersübergreifende Vermittlung sind neben den Lehrplänen der 2015 aktualisierte Grundsatzerlass Politische Bildung sowie das 2008 beschlossene Kompetenzmodell und der Beutelsbacher Konsens. Zentrale Grundsätze sind das Kontroversitätsgebot, das Überwältigungsverbot sowie die Förderung der Analysefähigkeit von Schülerinnen und Schülern. So sind neben einer didaktischen Aufbereitung und dem Abbilden von Kontroversen aus Politik und Gesellschaft im Unterricht auch das Zulassen und Fördern von Gegenpositionen und deren Begründung sowie mitunter die Offenlegung persönlicher Meinungen wichtig. Keinesfalls dürfen Lehrkräfte Politische Bildung zum Anlass einer Werbung für ihre persönlichen politischen Auffassungen oder Einstellungen machen. Lehrende haben darauf zu achten, dass die Schülerinnen und Schüler ein selbstständiges Urteil gewinnen, eine kritisch-abwägende Distanz aufrechterhalten können und abweichende Stellungnahmen oder Meinungen keinesfalls diskreditiert werden. Politische Bildung soll bei den Lernenden fachspezifische Kompetenzen wie Sachkompetenz, Methodenkompetenz, Urteilskompetenz und Handlungskompetenz anbahnen. Zur Politischen Bildung gehört auch die Auseinandersetzung mit Vielfalt in Schule und Alltag. Sie ist expliziter Teil des Unterrichtsprinzips interkulturelles Lernen. In der Beschäftigung mit Vielfalt und besonders Minderheitenfragen liegt daher ein Schnittpunkt zwischen Politischer Bildung und interkulturellem Lernen. Kärnten hat aufgrund seiner Geschichte und der gewachsenen Zweisprachigkeit eine besondere Aufgabe. All dem sieht sich auch die Plattform Politische Bildung verpflichtet.

Eine besondere Rolle bei der Umsetzung politischer Bildung kommt laut Grundsatzerlass der Begegnung mit Personen und Institutionen des Politischen (Politik, Interessensvertretungen, NGOs, Bürgerinitiativen, Medien, etc.) zu. Die Einbeziehung externer Akteure/Akteurinnen bzw. Anbieterinnen und Anbieter Politischer Bildung hat einen wichtigen Mehrwert, da Schule kein abgeschlossener, sondern immer in ein konkretes gesellschaftliches Umfeld eingebetteter Bereich ist.

Das Verständnis und die Ziele politischer Bildung sind daher gut dokumentiert. Für die konkrete Umsetzung im Unterricht fehlt es aber oft an passenden Materialien, die Organisation von Besuchen im Landtag erfordert einen hohen zusätzlichen Zeitaufwand, gute Ideen von engagierten Lehrerinnen und Lehrern finden oft viel zu wenig Beachtung. Diesen Defiziten will die Plattform Politische Bildung in erster Linie begegnen.

Das Angebot der Plattform Politische Bildung besteht daher aus drei Säulen:

  1. Ergänzende Unterrichtsmaterialien und einführende Erklärung mit Kärntenbezug
  2. Unterstützung bei der Organisation sowie bei der Vor- und Nachbereitung eines Besuchs im Landhaus bzw. für Kontakte zu Landespolitikern, die auch zu Diskussionen in die Schulen eingeladen werden können
  3. Darstellung und Vernetzung von Initiativen der politischen Bildung

Wir bieten Ihnen daher auf diesen Seiten Arbeitstexte, Übungsblätter und vertiefende Texte zu den verschiedensten Themen rund um die Kärntner Landespolitik, Gesellschaft oder Zeitgeschichte. Weiters finden Sie Ansprechpartner für die Organisation eines Besuchs im Landhaus, etwa um eine Landtagssitzung live zu beobachten oder um mit Abgeordneten aktuelle Themen zu diskutieren. Durch die Unterzeichnung eines Kodex verpflichten sich alle teilnehmenden Politiker den Geboten der Neutralität, der Ausgewogenheit und der Sachlichkeit.

Was wir uns aber besonders wünschen, ist der Beginn eines regen Austauschs über Inhalte, Projekte und Erfahrungen im Bereich politischer Bildung zwischen Lehrenden, Schülerinnen und Schülern, politischen Mandataren sowie zwischen Theorie und Praxis. Die Plattform ist daher bewusst offen gehalten für die Weiterentwicklung durch Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und Expertinnen und Experten. Sie alle sind eingeladen, die interaktiven Angebote der Plattform zu nutzen und durch eigene Materialien und „best practice“-Erfahrungen, Projekte und Initiativen zu bereichern.

Politische Bildung ist in einer Demokratie ein umfassender Auftrag. Bürger, die eine aktive Rolle spielen, die ihr Wahlrecht nutzen und kritisch die Leistungen von politischen Entscheidungsträgern beurteilen, sind die Grundlage jeder Demokratie. Wir hoffen hierfür mit Ihrer Hilfe und Unterstützung einen Startschuss zu geben. So wie sich unsere Gesellschaft, unsere Umwelt und die Rahmenbedingungen von Politik ständig verändern, sollte sich auch die Plattform Politische Bildung laufend weiterentwickeln.

In diesem Sinne laden wir Sie alle herzlich ein an unserem Projekt mitzuwirken.

Kathrin Stainer-Hämmerle (Fachhochschule Kärnten) und Jürgen Pirker (Universität Graz)